haramburga schrieb am 27.09.2021:
Tolles Argument. Schön, dass der Rest des gesamten Absatzes ignoriert wird, aber da hätte man ja auch Argumente liefern müssen. Ein Teil meiner Familie ist im Sozialismus aufgewachsen resp. im Stalinismus umgekommen. Mir brauchst du nichts von Leid erzählen. Hat aber auch übrigens mittlerweile wenig mit der Politik der Linken zu tun, sondern ist ein Totschlagargument, aber naja, was erwartet man auch in einem Akademikerforum.
Gut, dann beantworte ich deine Argumente.
Das Argument mit SED ist wirklich unsinnig. Das hat man vor 20-25 Jahren mal bringen können, aber heute wirkt das wirklich etwas infantil.
Die Vertreter der PDS haben so etwas auch schon wenige Jahre nach der Auflösung der DDR gesagt. Deine Argumentation ist einfach eine Fortsetzung der Weigerung, sich wirklich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass die SED als Staatspartei für eine Diktatur verantwortlich war, die vielen Menschen Leid zugefügt hat.
Statt sich ernsthaft mit der Rolle der SED als Täter auseinanderzusetzen, wurde aus wahltaktischen Gründen immer verlangt, dass die Opfer doch jetzt bitte mal aufhören, an die Vergangenheit zu erinnern. Und wenn sie nicht bereit waren, über das erlittene Unrecht zu schweigen, dann wurde versucht, sie lächerlich zu machen. Genau wie du mit der Aussage kommst, dass so ein Standpunkt "infantil" wirkt.
Selbst Politologen und CDU-Mitglieder attestieren der Partei, dass diese sich gut in die Wirtschaftsordnung der BRD integriert hat und maßgeblich für eine (gelungene) DDR-Integration verantwortlich war Vgl. Werner Patzelt.
Na und?
Die Wiedervereinigung war vor 31 Jahren. Wie alt sollen denn bitte die angeblichen SED-Funktionäre, die es ja heute in der Partei zu finden gäbe, gewesen sein? 15 Jahre alt?
Die SED hat sich nie aufgelöst. Man hätte diesen Weg gehen können und stattdessen eine neue, linke Partei gründen können. Diese hätte dann keine Verbindung mit der SED mehr, sobald es keine SED-Funktionäre mehr in der neuen linken Partei gäbe.
Die SED hat sich aber stattdessen dafür entschieden, das als Staatspartei in einer Diktatur erworbene Parteivermögen und die damals aufgebauten Strukturen weiter zu nutzen. Wenn man jetzt als Mitglied einer Nachfolgepartei davon profitiert, dann hat man auch die Geschichte der SED mit an der Backe. Da ist das Geburtsdatum der Funktionäre völlig egal.
Und in den letzten Jahren betrachten wir zu Recht viele Dinge, die schon lange zurückliegen und viel zu lange nicht wirklich beachtet wurden. Wir schauen auf Themen wie Kolonialismus, Sklaverei, se*uelle Gewalt oder institutionalisierten Rassismus, auch wenn alle Beteiligten schon tot sind. Und du kommst hier mit "das ist schon 31 Jahre her, da muss doch mal Schluss sein"? Da leben sogar die Opfer und ihre Angehörigen noch. Wenn die nicht wollen, dass Schluss ist, dann ist es eine Verhöhnung der Gefühle der Opfer, wenn man einen Schlussstrich verlangt.
Wirklich lächerlich, zumal die CDU Mitglieder der NSDAP und SED in ihre Reihen aufgenommen hat. Da hat man dann auch das Recht verwirkt sowas zu monieren.
Ich bin kein CDU-Mitglied. Ich stelle aber fest, dass du dich sehr gerne an Dinge erinnerst, die vor 76 Jahren passiert sind. Die Frist, wo man Dinge nicht mehr erwähnen darf, betrifft wohl nur die von dir favorisierten Parteien.
Mal ein Blick auf das Führungspersonal: Wagenknecht durfte in der DDR nicht studieren. Gysi ist in der Europapolitik (und genießt Ansehen über andere Parteien hinaus), Katja Kipping war 1990 12 Jahre alt, Bernd Riexinger kommt aus BaWü, Henning-Wellsow war 13 Jahre alt und Janine Wessler kommt aus Hessen. Das Durschschnittsalter des heutigen "Linken" war 1990 26 Jahre alt. Die Hälfte der Mitglieder kommt aus den neuen Bundesländern. Wer solche Argumente vorbringt, lebt wirklich in den 2000ern. Zumal die PDS ergo ein Teil des Zusammenschlusses nichts mit der SED zu tun hat.
Siehe oben.
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