Ich habe heute den Wahl-O-Mat ausgefüllt. Bei Thesen wie Soli für die oberen 3,5% (dazu gehören wir nicht - ca. ab 170.000 Euro Haushaltsnetto mit 2 Kindern ohne Kindergeld; Frau arbeitet Teilzeit für 40k und ich werde absehbar nicht auf 130k brutto kommen) oder Vermögenssteuer ab 4 Millionen habe ich mal mit Ja gestimmt, da es mich nicht betrifft und nie betreffen wird.
Gleichzeitig verdienen wir gut genug, um auch eine deutlich höhere CO2-Steuer zu zahlen, ohne etwas zu merken. Und die dreckigen Kohlemeiler bringen mir persönlich keinen Vorteil - gerne auch 2030 weg damit. Dann steht Deutschland im CO2-Ranking sofort besser da, was auch deutlich den Druck herausnimmt, sich persönlich einschränken zu müssen.
Herausgekommen sind bei mir die Grünen. Übrigens, die These 38 betrifft Home-Office. Wer ja sagt, ist gegen ein Home-Office-Recht - wer nein sagt, ist für Home-Office-Recht. Und auch hier: RRG ist für Home-Office, Union und FDP sind gegen Home-Office.
Mir ist Home-Office sehr wichtig - in meinem jetzigen Job ist es eh schon etabliert, aber auch bei einem künftigen Wechsel möchte ich nicht erst darum verhandeln wollen. Ich habe eine Familie und Kinder und sehe diese gerne auch Mittags und verzichte auf die Pendelei um schon nachmittags um 3 oder um 4 voll am Familienleben teilhaben zu können (nach einem vollen Arbeitstag inkl. frühen Arbeitsbeginn ohne Pendelei). Nur RRG ist für ein Recht auf Home-Office - daher, werde ich mein Kreuz bei den Grünen setzen - für ein Recht auf Home-Office.
Und auch wenn ich den Linken nichts abgewinnen kann, insgeheim hoffe ich schon ein bisschen auf RRG mit einem echten Recht auf Home-Office.
Ich finde es erschreckend, mit welch beschränkter Sicht du deine Wahlentscheidung triffst, auch wenn das leider die allermeisten so oder so ähnlich tun. Ich finde es falsch, immer nur das zu wählen, von dem man sich selbst, ob auf kurze oder lange Sicht, einen Vorteil verspricht, von dem man glaubt, es beträfe einen eh nicht, oder um denen zu schaden, die man insgeheim (oder ganz offen) beneidet. Stattdessen sollte man sich überlegen, was für das Land, die Wirtschaft, die Gesellschaft und vor allem langfristig gesehen am besten ist. Objektiv statt subjektiv wählen.
Aussagen wie "Vermögenssteuer betrifft mich eh nicht, daher gern", hast du sowas wie eine Lebensphilosophie, Überzeugungen? Ich lehne die Vermögenssteuer ab, obwohl sie mich nie betreffen wird, aber ich bin der Meinung, dass jeder das Recht auf Vermögen hat, das Recht auf Erbe, und dass der Staat seine Finger aus den Portemonnaies seiner Bürger zu nehmen hat.
Und dass du allen Ernstes wegen Homeoffice (!) Grüne wählen willst und deshalb auch auf RRG hoffst - ohne Worte, ich bin absolut sprachlos. Aber gut, was will man von jemandem erwarten, der seine Wahlentscheidung anhand des Wahl-O-Mats trifft. Bitter nur, dass du damit wohl der Mehrheit angehörst, sich ernsthaft mit Politik zu befassen ist den meisten ja zu zeitaufwändig, Objektivität und Rationalität intellektuell überfordernd.
Zunächst mal, Home-Office hat mit Abstand den größten Aspekt auf mein Leben. Ein Recht auf Home-Office, keine Pflicht!
Ich finde da auch Parteien wie CDU, CSU, FDP und AfD stark rückwärtsgewändt, jetzt KEIN Recht auf Home-Office einzuführen - nachdem es mitterweile für Millionen Menschen in Deutschland seit über 20 Monaten sehr gut klappt.
In meinem persönlichen Fall spare ich damit ca. 2 Tonnen CO2 pro Jahr - da die Pendelei in das Gewerbegebiet an der Autobahn ohne ÖPNV und fernab entfällt. Gut für mich, gut für das Klima und ich bin jetzt sogar deutlich eher dafür bereit, in Hochphasen auch mal mehr Überstunden zu machen und meine W-L-Balance ist trotzem super. Auch für die Firma ist es gut. Es sind deutlich mehr Projekte fertig geworden und man kann einfach sehr konzentriert arbeiten.
Solche guten Vorteile für alle - für mich, für das Klima, für die Firma - möchte ich nicht von einem einzelnen Vorgesetzten abhängig machen. Auch wenn mein Chef absolut für 100% Selbstbestimmung beim Arbeitsort ist, sofern das Ergebnis passt. Aber Vorgesetzte wechseln auch mal.
Daher - das alleine ist für mich quasi schon die Lösung für einen großen Teil meiner persönlichen CO2-Bilanz und bei Millionen anderen Arbeitnehmern sieht es ähnlich aus. Mit einem Home-Office-Recht können wir von 2 auf 1 Auto gehen und können es die meisten Tage komplett stehen lassen. Trotz dessen, dass beide Arbeitgeber leider keinen ÖPNV-Anschluss haben und auch per Rad nicht zu erreichen sind.
Eine Vermögenssteuer ab 4 Millionen gemeinsamen Vermögen finde ich prinzipiell okay - Netto kann man das durch eigene Arbeit nicht erarbeiten. Es trifft nur Leute, die entweder massiv vom jetzigen System profitieren (Unternehmer) oder Erben.
Objektiv gesehen und für die Gesellschaft ist RRG das beste. Für die oberen 10-20% nicht, für die anderen 80-90% schon. Ich bin für eine Bürgerversicherung mit gleichen Rechten und Pflichten für alle. Für eine GRV für alle. Mit gleichen Rechten und Pflichten für alle. Für Home-Office-Recht für alle, womit alleine Unmengen CO2 eingespart wird, gleichzeitig die W-L-Balance für Millionen Menschen sich verbessert.
Für die oberen 10-20% ist es natürlich besser, sich weitestgehend aus dem Sozialsystem herauszuhalten. PKV statt GKV.
Übrigens, zum Vermögen. Ich habe ein Haus, mich betrifft das nicht, aber die Konzentration von Erben und Vermögen auf einige wenige verdirbt für die große Masse die Immobilienpreise. Du kannst nicht die oberen 10% beliebig reich werden lassen und dann behaupten, dass für die anderen 90% die Dinge nicht schlechter werden. 4 Millionen ist eine verdammt hohe Summe - betrifft ca. 0,1% der Deutschen. Diese Leute merken diese Vermögenssteuer auch nicht in ihrem Portemonnaie. Das sind für die die oft zitierten Portokosten.
Egal: Für mich persönlich wäre ein Home-Office-Recht (keine Pflicht!) eine erhebliche Verbesserung meiner täglichen (!) Lebensumstände. Eine Politik, welche sich erheblich positiv auf meinen Alltag auswirkt. Daher die Grünen, weil ich die Linken nicht wählen werde und die SPD noch 2 Tage pro Monat Home-Office will - ich hoffe, da geht bei den Grünen nochmal deutlich mehr.
Klassischer Linker, Pflichten nur für die Anderen (deinen Chef, Menschen mit >4 Mio). Und der kleine Häuslebauer denkt am Ende noch, dass ihn die Umverteilungswut nicht erwischen wird. Egoistischer und kurzsichtiger geht es kaum. Wenn dein Chef dir dein HO nicht genehmigt, dann wechsel halt die Firma.