Jeder hat ein Gehalt, ab dem der Grenznutzen abnimmt. Ich würde meinen Job nur noch wechseln, wenn ich deutlich weniger Stress bei ähnlich verantwortungsvoller Aufgabe hätte.
Ich führe derzeit zwei Direktberichtende plus drei Führungskräfte mit jeweils 10-12 Mitarbeitern und arbeite in einem Bereich mit knapp 20.000 Mitarbeitern eines >500.000-Mitarbeiter-Konzerns. Ich habe derzeit eine zentrale operativ-strategische Rolle, die Auswirkungen auf meinen gesamten Bereich hat, sprich: Einerseits kommen viele Menschen auf mich zu andererseits muss ich mit vielen sprechen. Mein Netzwerk ist überragend, meine Führungskräfte "funktionieren" und nach drei Jahren auf meiner Stelle habe ich akzeptiertes Expertenwissen und diskutiere über mehrere Hierarchieebenen erfolgreich, muss aber nie zu meinem Bereichsleiter, da ich alle Themen vorab geregelt kriege (in drei Jahren ist es bis dato genau einmal vorgekommen).
Aktuell bin ich täglich brutto 9 Stunden anwesend (so tatsächlich von etwa 7-16 Uhr), habe darin enthalten aber sehr viel freie Zeit, die ich mit Mitarbeitergesprächen und small talk fülle, ich "nehme also meine Führungsaufgabe wahr". Mein mittlerweile dritter Vorgesetzter ist wie seine Vorgänger hochzufrieden.
Privat läuft auch alles prima, unser erstes Kind kommt noch in diesem Jahr.
Ich bin an der Grenze meines Gehaltsbandes angelangt und verdiene etwa 105.000 plus 25.000-50.000 Bonus, an den Tarif angelehnte Entwicklungen werden folgen. Eine Beförderung würde im Maximum des Gehaltsbandes zu einer Verdopplung führen, würde aber zwangsläufig zu Vorstandskontakt und einem vollkommen anderen Stresslevel führen. Ich war vor einigen Jahren noch Generalsekretär eines Generalbevollmächtigten und kenne noch die Arbeitszeiten von 6-21 Uhr von Montag-Donnerstag, Freitag halber Tag von 6-18 Uhr und regelmäßiger Samstagsarbeit... Das wollte ich im Anschluss nicht mehr haben. Damals habe ich das Thema "höhere Karriere" in einem Entwicklungsgespräch beerdigt.
Als ich bei meinem aktuellen Bereichsleiter meine letzte Gehaltserhöhung "verteidigen" musste, kam das Thema automatisch auf die nächsten Entwicklungsschritte und auch hier habe ich eine weitere Beförderung abgelehnt.
Die Freiheit, nicht mehr weiter "nett" sein zu müssen, ist unbezahlbar.
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