WiWi Gast schrieb am 08.06.2021:
Das ist so, die Politik richtet sich an die Etablierten. Ich habe es schon mal woanders geschrieben, aber ich finde es persönlich einfach etwas komisch, dass man direkt vor den Toren Stuttgarts, wo jeder qm Bauland Goldwert ist, unbedingt Rüben in großem Stil anpflanzen muss. Diese Rüben könnten doch woanders wo es Land im Überfluss gibt, genauso wachsen. Da könnte man wunderbar Bauland draus machen. Dem Bauern könnte man eine sehr üppige Entschädigung bezahlen, dass der nie wieder arbeiten muss oder sich das 10 fache der Fläche, wenn nicht noch mehr, sich woanders davon leisten kann.
Flächenversiegelung ist dir ein Begriff ?
Ja, aber das ist kein absolutes Argument.
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Muss man Flächenversiegelung gegen den Bedarf der Menschen nach Wohnraum abwiegen.
- Wird viel gebaut, nur nicht da wo man es braucht. Statt auf dem Land mehr und mehr Donut-Städte zu schaffen indem lieber am Rand neu gebaut wird als leerstehende Immobilien im Zentrum zu sanieren, sollte man lieber weniger Bauland auf dem Land und mehr in und um die Ballungszentren ausweisen.
- Nein muss man nicht.
Was man muss, ist Flächenversiegelung gegenüber der Umwelt abwiegen, da gibt es viele einzelne Variablen (Niederschlag, Grundwasser, Luftschneißen).
Die Flächenversiegelung ist Teil dieser Umweltaspekte und wird gerne synonym für das Gesamtpaket verwendet. Es bleibt also bei der Abwägung zwischen den Bedürfnissen der Menschen nach Wohnraum und den resultierenden negativen Auswirkungen auf die Natur. Und ich bleibe dabei, dass hier abgewogen werden muss, denn auch der Wohnraumbedarf ist ein legitimes Interesse. Wenn wir die Natur über alles stellen, müssten wir ab sofort jegliches Zeugen von Nachwuchs verbieten oder uns selbst in die Steinzeit zurück schicken.
- Also um bei deinem Beispiel zu bleiben, Stuttgart ist absolut zugesagt. Da gibt es nichtmehr viel. Die ganzen Dunstkreise a la Remstal/ Vaihingen etc sind in den letzten 15 Jahren absolut zugebaut worden. Auch die umliegenden Stadtteile sind wahrlich keine "leeren" Orte.
Schön dass du Stuttgart nimmst. Klar, im Stadtzentrum stimme ich dir zu, da gibt es nicht mehr viel, aber sobald du etwas nach außen schaust änder sich das. Zwischen Vaihingen und Möhringen gibt es zum beispiel noch viel Landwirtschaftsfläche die man gut bebauen könnte. Ebenso wie zwischen Möhringen und Steckfeld oder zwischen Autobahn und Echterdingen. Zur anderen Seite hast du vor Fellbach und um Kornwestheim noch jede menge Felder. Und das sind alles nur Felder, da geht es nicht darum irgendwelche Wälder abzuholzen oder so.
Nur weil das Geld bei Einzelnen nicht da ist, heißt das nicht, dass jeder Sozialogie-Ingo mit seiner Birte im nächsten Dunstkreis seiner bevorzugten Großstadt für 70qm 600kalt wohnen darf.
Wohnen kostet, wie viel regelt der Markt.
Das ist ja das Problem. Das Geld reicht nicht bei einzelnen nicht, es reicht bei fast allen nicht. Klar kann wird sie nie jeder ein EFH in einer Nachgefragten Großstadt leisten können. Wenn es aber selbst der leitende Daimer-Ingenieur der zu den 10 % der Bestverdiener im Land zählt nicht mehr kann, läuft etwas schief. Und da hört es ja nicht auf. Es geht ja nicht nur um Besserverdiener die sich kein Haus mehr leisten können, sondern auch um den Busfahrer, der kaum ne Chance hat überhaupt eine Wohnung für seine Familie bezahlt zu bekommen, und der an eine kleine Eigentumswohnung gar nicht erst denken muss.
Es geht nicht um die Grundsatzdiskussion, ob es eine Immoblase gibt oder nicht.
Aber es gibt schon jetzt absolute Probleme bezüglich der Flächenversiegelung.
Ich bin kein Grünenwähler, aber es gibt einfach kein gottgegebenes Recht, in einem EFH zu wohnen. Entweder kannst du dir den Luxus leisten (vor 30 Jahren waren die Städte und Gemeinden viel kleiner als heute, ergo auch noch nicht das große Platzproblem). Der Status Quo hat sich aber geändert.
Lg
Aber es gibt ein Recht auf angemessenes Wohnen. Und es sollte unser Ziel als Gesellschaft sein, das zu ermöglichen. Ich behaupte auch nicht, dass jeder ein EFH kaufen können muss. Aber es braucht mehr Wohnraum in den Städten, wenn weiterhin immer mehr Menschen (freiwillig oder unfreiwillig) in diese hinein drängen. Und es muss dabei auch eine Abstufung geben, wenn wir unsere Leistungsgesellschaft nicht ad absurdum führen wollen. Und wenn man jetzt nur noch große Mehrfamilienhäuser baut, führt das nur dazu, dass die vorhandenen EFH noch stärker an Wert zulegen und die Ungleichheit zwischen Einkommen und Vermögen noch weiter zu-, und damit die Möglichkeit aufzusteigen weiter abnimmt.
Aber selbst wenn man um die nachgefragten Städte nur Mehrfamilienhäuser bauen würde, würde das schon zu einer Entlastung auf dem gesamten Immobilienmarkt dort führen und die Preisspirale zumindest ausbremsen.
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