Ich glaube wir Junge haben schnell eine Einstellung nach dem Motto "im Alter ist das Leben eh fast vorbei, da kommt es dann aufs Geld auch nicht mehr an, so lange es genug zum Überleben ist". Ähnlich wie es ja auch gerade im Trend ist dieser Generation ihre demokratische Beteiligung abzusprechen.
Vielleicht weil man in jungen Jahren viel "für die Zukunft" lebt, was man jenseits der 70 so vielleicht nicht mehr machen kann. Oder weil man denkt "die hatten ja ihr leben, jetzt sind wir dran". Aber ihr Leben ist immerhin noch nicht vorbei, sie leben es noch. Und wenn ich versuche mich in dieses Alter hinein zu versetzen, denke ich mir auch warum ich früher als nötig das Handtuch werfen soll anstatt den Lebensabend nochmal zu genießen.
Man verzichtet während man sie großzieht schon auf so viel für die eigenen Kinder (die das irgendwann für selbstverständlich nehmen), dass ich finde dass man ruhig nochmal an sich selbst denken darf, wenn sie auf eigenen Beinen stehen.
Ob das heißt, dass man ihnen gar nicht hilft, steht auf einem anderen Blatt. Meine Eltern, die noch nicht geerbt haben, haben mir bspw. angeboten mir einen zinslosen Kredit aus einem Teil ihrer Altersvorsorge zu geben. Aber eben nicht mir das vorzeitig zu schenken.
Die Eltern von einem Freund haben es anders gemacht und ein Haus gekauft, dass sie ihm für die Mindestmiete (ich glaube das sind 2/3 der ortsüblichen Vergleichsmiete, darunter erkennt das Finanzamt das nicht an) vermieten. Irgendwann wird er es Erben, aber so lange gehört es ihnen, und falls sie Geld brauchen können sie es dem Sohn günstig verkaufen.
Bei mir persönlich hat sich mittlerweile die Einstellung zum Lebensabend in soweit geändert, dass ich nicht mehr sage da ist es eh bald aus und man soll nicht unnötig Geld ausgeben sondern dass ich jetzt denke, bevor es aus ist, sollte man es sich nochmal gut gehen lassen.
WiWi Gast schrieb am 20.08.2021:
Alles richtig. Ein ehemaliger Chef hat sich als Jungrentner auch ein Segelboot gekauft. 300k. Liegt an der Ostsee. Pflegeheim ist echt übel. Wenn man es sich leisten kann, gibt es viel bessere Lösungen. Meine Cousine hatte für ihre Mutter 2 Krankenschwestern engagiert, die sie im Haus in einem eigens hergerichterten Pflegeappartment gepflegt haben. Das kostet ganz schnell 6k pro Monat oder mehr. Man kann nie wissen, wie viel man in seinen letzten Jahren an finanziellen Mitteln brauchen wird.
WiWi Gast schrieb am 19.08.2021:
Ich finde es auch bedenklich, wenn man Eltern die eigenen Bedürfnisse etc. absprechen möchte. Auch wenn ich mich da selbst nicht von frei machen kann. Ich bin auch lange wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass das ja direkt an mich weiter gehen müsste. Aber mittlerweile finde ich das nicht richtig oder selbstverständlich (freuen würde ich mich natürlich trotzdem). Aber irgendwie passt es in das Bild unserer Generationen (Millenials und mehr noch Gen Z), dass man quasi automatisch erwartet, dass die Eltern alles dem Wohl der Kinder unterordnen und für ihre Kinder verzichten. Irgendwie wird ihnen das eigene Leben sehr schnell abgesprochen.
Ich würde wenn genug Vermögen da ist zwar immer noch erwarten, dass die Kinder etwas unterstützt werden, aber nicht mehr dass sie den Großteil oder alles bekommen. Immerhin sind die auch volljährig und sollen auf eigenen Beinen stehen. Und auch Eltern und Rentner haben noch ein Leben und auch Wünsche.
Wenn ich so bei meinen Kollegen schaue, die in den letzten Jahren pensioniert wurden, standen da Wohnmobile und Sagelboote hoch im Kurs. Da kann man ohne Schwierigkeiten schon mal 100 k für auf einen Schlag ausgeben.
Oder vielleicht möchte man auch einfach nur sie Lücke zwischen dem letzten Einkommen und der Rente schließen, das kann auch viel Geld verschlingen.
Oder wenn wie in dem beschriebenen Fall ein altes Haus geerbt wird, kann es auch gut sein, dass man das zusätzlich geerbte Geld in die Renovierung der Immobilie investiert.
Dazu kommt, dass man nie weiß, was einem im Leben noch blüht. Wenn man mal ein Pflegefall wird, ist man heil froh genügend Geld zu haben um das alles zahlen zu können und vielleicht sogar um in ein etwas besseres Heim zu können.
Also wenn wirklich so viel Geld da ist, dass man keine Chance hat es vor seinem Tod auszugeben (auch für unnötige, aber schöne Dinge und unter der Annahme, dass man überdurchschnittlich alt wird und einige Jahre ein Pflegefall), dann kann ich es etwas nachvollziehen, wenn man sich ärgert, dass man von dem Geld was über der Schwelle da ist, nicht unterstützt wird. Wenn zwar Vermögen da ist, aber nur in dem Maße, dass man es durchaus brauchen könnte, kann ich es sehr gut verstehen, wenn es nicht vorzeitig an die Kinder weiter gegeben wird.
Man kann es sich ja auch andersherum fragen: Wenn meine Eltern mir jetzt einen ihre Erbschaft geben und dafür später ihr Vermögen aufgebraucht haben, würde ich dann für ihr Leben auf dem jetzigen Standard (und nicht nur ihr Überleben) zahlen wollen? Oder wenn sie in ein Heim müssen, würde ich dann mehr zahlen wollen als ich unbedingt gesetzlich müsste? Auch für den Preis, dass ich meine Ausgaben zurückfahren muss?
Wer das nicht klar mit einem Ja beantworten kann, darf finde ich auch nicht von seinen Eltern erwarten, dass sie alles weitergeben.
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