Von einem lachhaften Lohn kann man in der Pflege längst nicht mehr sprechen. Da ist ein gern wiederholtes Märchen.
Offizielle Quellen wie der Entgeltatlas der Arbeitsagentur bilden die Verdienste nämlich nicht vollständig ab, weil sie Zuschläge und Steuerbefreiung mit entsprechend höherem Nettolohn nicht berücksichtigen.
Eine Vollzeit Krankenschwester erreicht leicht 65k brutto p. a. auf dem Konto kommen sogar Nettogehälter an, die fast einem 70k Bruttoäquivalent entsprechen. Bei Fachpflegern reden wir von TVöD-P9 und mehr. Es gibt Wochenend-/Feiertags-/OP-/Wechselschicht-/Pflege-/Intensivzulagen usw. Z. T. sind diese Zuschläge steuerfrei und bringen 1000+ € mehr pro Monat.
Fakt ist auch, dass die Ärztequote (Anzahl Ärzte pro 100.000 Einwohner) in der BRD nie so hoch war wie derzeit und auch international im Spitzenfeld liegt. Die Quote ist von 276 (1991) auf 453 (2021) Ärzte/100k Einwohner gestiegen. Das ist enorm. In Frankreich liegt die Quote gerade mal bei 318.
Dass es trotzdem einen Arztmangel gibt, liegt am steigende Anteil an Teilzeitstellen. Das ist wiederum auf den steigenden Frauenanteil im Gesundheitswesen zurückzuführen, der bei Ärzten inzwischen über 50 % liegt.
24 % Kinderlosenquote bei Frauen mit hohem Bildungsstand zeigt, dass die geringere Vollzeitquote nicht nur an mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten liegt.
Ist im Bildungswesen übrigens auch so. Von den rund 980.000 Stellen an allgemeinbildenden/beruflichen Schulen werden 710.000 von Frauen begleitet, wovon rechnerisch 170.000 Frauen kinderlos sind. Warum es da 50 % Teilzeitquote geben muss, ist mir schleierhaft. Wir leben da einfach massiv über die Verhältnisse.
Darüber wird nur nie berichtet, da es politisch nicht ins Bild passt. Stattdessen fordern vor allem linken Parteien und Sozialverbände laufend neue Stellen und mehr Geld im Sozialbereich. Bezahlen dürfen das dann alle mit höheren SV Beiträgen.
Die WLB ist in sozialen Berufen sowie Branchen mit hohem Frauenanteil aufgrund der hohen Teilzeitquoten nachweislich sogar überdurchschnittlich gut. Das reicht aber vielen wohl immer noch nicht, Stichwort Vier-Tage-Woche.
WiWi Gast schrieb am 16.04.2024:
Recht hat dieser Vorposter. Die prekäre Situation in Handwerk, Pflege und Kinderbetreuung resultiert aus sehr bescheidenen Verhältnissen der Arbeitsbedingungen.
Sorry wenn ich das sage. Schon die Pflege reicht als Beispiel aus, allein da gehört es wohl zum Standard >100 Überstunden zu haben die auch nicht ausgezahlt werden (wtf!), dazu ein Job der sehr aufreibt zu einem Lohn der lachhaft ist. Im Kontrast dazu können die Menschen im Lebensmitteleinzelhandel zum selben Stundenlohn arbeiten. Plus den Bonus das der Lebensmitteleinzelhandel jede Minute auszahlt.
Und dort wird kräftig gesucht. Dort mangelt es auch an Bewerber aber die bekommen das eher hin. Vermutlich weil die Konditionen wesentlich besser sind.
Im Handwerk will kaum einer in Ausbildung weil es halt unfassbar undankbar ist. Und auch das ist halt ein Effekt. Man muss nicht studieren kann aber bereits mit einer soliden Ausbildung kann man viel mehr machen und wird nicht dämlich gehänselt oder ähnliches.
Das zieht sich durch alle Bereiche.
Und das ist halt das Problem. Arbeitsbedingungen miserabel, Bezahlung miserabel, work Life balance für das Geld was man bekommt ein joke. Da wundert es also ernsthaft noch das da keiner arbeiten will?
(...)
antworten