WiWi Gast schrieb am 12.03.2024:
Wie bewertet ihr den Mehrwert vom sogenannten "Netzwerken"? Dies wird ja in der Berufswelt immer als sehr wichtiger Erfolgsfaktor benannt. Ich bin nun seit mehreren Jahren im Berufsleben und habe noch nie einen Vorteil darin gesehen. Ich habe diverse Kontakte bei der Arbeit oder auf Konferenzen etc. geknüpft, aber alle meine bisherigen Jobs habe ich durch eine normale Bewerbung erhalten ohne "Kontakte / Vitamin B". Auch in der Berufswelt habe ich bisher keinen Vorteil durch Netzwerke gesehen, ich habe meine Aufgaben, arbeite die ab und bespreche diese mit den zuständigen Kollegen.
Ich bewerte den Mehrwert tatsächlich sehr hoch, wobei es aber auch ganz stark auf die eigenen Ambitionen ankommt und wie man sich verkauft. Als "08/15" Sachbearbeiter, der Dienst nach Vorschrift macht und mit den Kollegen nur dienstliche Tätigkeiten abstimmt, dann fehlt für mein Verständnis von "Netzwerken" noch etwas der, ich nenne es einfach mal "emotionale", Effekt. Im Sinne von "mit dem Kollegen, das war echt ne angenehme Zusammenarbeit" oder "Der hat sein Zeug wirklich drauf". Noch dazu kommt es auch darauf an, mit wem man sich vernetzt, es sollten natürlich auch Kollegen sein, die selber nach oben wollen oder bereits oben sind, und dann entsprechend Mitspracherecht haben wenn es um personelle Entscheidungen geht.
Hängt dies eventuell vom Berufsbereich ab? Im Vertreib ist dies wahrscheinlich wichtiger, allerdings sehe für viele Berufszweige nicht unbedingt einen Mehrwert.
Siehe oben. Im Vertrieb geht's bei der Vernetzung ja eher darum, seinen Kundenkreis zu halten oder erweitern, z.B. wenn man bei einem Wechsel auf einen alten Kundenstamm zurückgreift.
Mache ich etwas falsch oder warum wird dies immer als wichtiger Erfolgsfaktor beschrieben?
Von außen betrachtet scheinst du für mein Verständnis jetzt nicht direkt etwas falsch zu machen aber den Mehrwert zeichnet sich nicht wirklich ab. Ich kann aus meiner persönlichen beruflichen Erfahrung zahlreiche Beispiele für positive Vernetzung liefern:
- Ich selbst habe mich im Studium als Werkstudent durch diverse Projekte mit vielen Abteilungsleitern vernetzen können, gegen Ende des Studiums wurde mir dann vom Chef der Nachbarabteilung eine Festanstellung angeboten.
- Im Einkauf habe ich immer großen Wert darauf gelegt mich mit meinen Lieferanten gut zu vernetzen und zu verstehen, dadurch konnte ich das ein oder andere Mal Vorteile ziehen wie "Wir sind zwar extrem ausgelastet, aber für dich finde ich schon irgendwie einen Weg die Lieferung vorzuziehen".
- Durch Zufall konnte ich mich mit dem CEO von einer Tochtergesellschaft sehr gut vernetzen, welcher mich dann nach einem Jahr angerufen hat und mir die Stelle als EA verschafft hat
- In meiner aktuellen Abteilung hat der Großteil der Führungskräfte hier schon mal gearbeitet, ist dann in einen anderen Bereich und wurde dann vom Abteilungsleiter wieder angerufen mit "Wir hätten da ne Teamleiterstelle, da könnt ich mir dich sehr gut vorstellen.
- Ab einem gewissen Level wird bei den Führungskräften sowieso nur noch rotiert, meistens von außen völlig unnachvollziehbar, da geht dann alles nur noch über wer-kennt-wen.
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