"Mich wundert, mit welcher Selbstverständlichkeit erwartet wird, dass eine Führungsposition ein berufliches Ziel ist."
(Ich bin wieder der aus dem IGM-Betrieb, bei dem diverse Leute kein Interese an Führungspositionen haben.)
DANKE!
Danke, lieber DAX-Einkäufer. Diese Erwartungshaltung, dass jeder eine Führungsposition anstreben (sollte) verstehe ich auch nicht und habe ich am eigenen Beispiel erfahren.
Ich bin jetzt knapp über 4 Jahre im Betrieb und bereits 1,5 Mal von der eigenen Abteilung und ein Mal von der Nebenabteilung gefragt, ob ich nicht in eine Führungsposition wechseln will. Jeweils konkrete Stellen mit konkreten Angeboten. Ich habe abgelehnt und musste mich jeweils sehr lange rechtfertigen. Anfangs waren diese Gespräche noch diplomatisch ("persönliche Entwicklung", "finanzielle Entwicklung", "fachliche Weiterentwicklung"), mit zunehmender Dauer immer plumper ("Sie wollen doch mal Familie?" "Sie wollen doch mal ein anderes Gehaltsniveau erreichen?", "Sie haben doch bestimmt finanzielle Ziele", "Sie wollen doch nicht ewig auf ihrer Stelle bleiben?"). Kurzum: Es wurde von keinem Vorgesetzten verstanden, dass eine Vorgesetztenposition (derzeit) nicht mein berufliches Ziel ist. Es wurde immer so getan, als ob diese Angebote ein Privileg, quasi ein Geschenk seien und ich demütig, ehrfürchtig und dankbar annehmen müsste.
Natürlich stehen auch die Vorgesetzten dumm da, wenn ihr bevorzugter Kandidat sich nicht weiter in Richtung Führungsaufgabe entwickeln will. Da kann man jetzt diverse Rückschlüsse ziehen.
Letztens bin ich mit einem Manager beim abendlichen Bierchen ins Plaudern gekommen. Er hat mir ganz offen gesagt, dass wenn er nochmal die Wahl in Sachen steile Karriere hätte, es nicht mehr machen würde. Es fängt klein an und es kommen immer mehr Aufgaben. Schleichend steigt die Belastung, es wird immer mehr aufgeladen. Sein großes Gehalt würde da kaum was kompensieren, es geht ihm mental schlecht.
Wenn ich mir die Manager bei mir im Betrieb anschauen ist da kaum einer authentisch, entspannt, ruhig, im Reinen, ausgeglichen. Man sieht denen an, dass sie getrieben sind, von was (der wem) auch immer. Ich kann mir vorstellen, dass wenn man erstmal auf der Ebene ist, man auch richtig weit kommen will. Weil getrieben wird man sowieso, dann doch lieber noch weiter oben mit noch mehr Geld. Entspannt sind lediglich die "ausrangierten" Manager auf ihren Stellen am Rand und ohne nennenswerten Inhalt, sogenannte "Project Manager". Um dorthin zu kommen muss man allerdings erstmal ordentlich aufsteigen, um seitlich rausgekickt zu werden.
Es gibt jedenfalls genügend Gründe, warum man keine Vorgesetztenposition erreichen will.
Danke, DAX-Einkäufer, dass du das erkannt und so deutlich hier im Forum formulierst hast.
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