Ich bleibe dabei! Ich hatte im Alltag einer typischen Wald-und-Wiesen-Steuerkanzlei wirklich ganz viel von den Problemen, die in den StB-Klausuren drankommen.
Ich hatte z. B. eine Mandantin, die kurz vor der 10-Jährigen Behaltensfrist noch ihre Immobilie verkauft. Angeblich hatte sie dann kein Geld, die Steuer zu bezahlen und ich sollte einen Antrag auf Stundung vorbereiten und zwar so, dass ihn das Finanzamt möglichst nicht ablehnt.
Ich sollte Mandantenschreiben vorbereiten, in denen die Haftung des Geschäftsführers bei GmbHs erklärt wird. Ich sollte prüfen, was man gegen einen Pfändungsbescheid unternehmen kann.
Bei der Verbreitung einer Betriebsprüfung war es auch als Assistent vorteilhaft, vGA, vE etc. richtig beurteilen zu können, da man gleich weiß, warum der Prüfer bestimmte Unterlagen sehen will und was genau ihn daran interessiert.
Eine ertragsteuerliche Organschaft hatte ich bisher in der Praxis (Gott sei Dank) nie. Aber die umsatzsteuerliche Organschaft kommt durchaus hin und wieder vor.
Verfahrensrecht-Problem haben wir bei unseren Kleinmandanten auch relativ oft (und dann mind. so abgefahren wie in der Klausur). Bei unseren Problemen kommt es aber häufiger vor, dass auf unsere Initiative alte Bescheide geändert werden sollten, die Examensklausuren betrachten den Problemkreis mehr aus Sicht des Finanzamts. Und ja, das Finanzamt fängt noch 10 Tage vor dem der Festsetzungfrist mit der Betriebsprüfung an!
Mit Erbschaftsteuer hatte ich bisher nicht viel zu tun gehabt. Wir haben aber einen Berufsträger in der Kanzlei, der vielleicht sogar zu 40% dieses Gebiet beackert. Ja und es stirbt auch in der Praxis immer der Robert Rundlich und der hat Grundbesitz und ein Konto im Ausland usw.
Bei Bilanzierungsproblemen hatte ich in der Praxis bisher noch nie HK. Aber sonst wirklich fast alles, was in so einer Klausur drankommt.
Klar ist die "Dichte" an Problemen in der Klausur höher als im Praxisalltag. Ich fand aber, dass mir das, was ich für die Vorbereitung auf das Examen gelernt habe, mir auch sehr viel für die Praxis bringt.
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