Dieses Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten.
Während der Schulzeit war der Sinn des Lebens, das Abi zu packen. Das war mehr oder weniger alternativlos, Abi schmeißen war keine Option.
Während des Studiums war der Sinn des Lebens, das Diplom zu packen. War ebenso alternativlos, Studium schmeissen war nie eine Option.
Danach folgte eine Phase des Berufseinstieges, des Lernens der dortigen Regeln. Erst hier galt es eine "echte" Eintscheidung zu treffen, z.B. wann wechselt man das erste Mal das Team / den Arbeitgeber / die Tätigkeit / die Stadt.
Nachdem man das alles hinter sich gebracht hat sieht es tlw. mau aus. I.d.R. konzentrieren sich die Leute in meinem Alter (Mitte 30) auf folgende 3 Dinge (entweder einzeln oder gleichzeitig, unterschiedlich gewichtet):
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Karriere: Wenn man will kann man unendlich Energie in seine Arbeit stecken: Fachbücher lesen, sich weiterbilden, Netzwerken, zeitintensive prestigeträchtige Sonderprojekte bearbeiten.
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Haus bauen: Wenn man will kann man unendlich Zeit und Geld investieren, das man via Kredit zurückzahlen muss. Alleine die Angst, das Haus und somit sein Lebenswerk verlieren zu können, treibt einen jeden Morgen zur Arbeit.
- Familie / Kinder: Die sicherlich sozial gewünschteste Option. Sobald Nachwuchs da ist dreht sich alles nur noch ums Kind. Man geht dann selbstlos zur Arbeit, um dem eigenen Nachwuchs dann später mal ein besseres Leben ermöglichen zu können.
Ich habe allerdings leider sehr selten Leute getroffen, deren Glück wirklich auf einem dieser 3 Säulen aufgebaut ist.
Leute, die alles auf die Karriere gesetzt haben und Abteilungsleiter waren wurden mit mitte 40 abserviert und als Projektmanager mit Praktikentenaufgaben bedacht. 20 Jahre intensivst gebuckelt, um dann so kalt gestellt zu werden. Die bekommen zwar weiterhin ihr Abteilungsleitergehalt, aber der mentale Aspekt (Macht-, Kontrollverlust, Zerstörung des Lebenswerkes) kann man finanziell nicht auffangen. Mit Mitte 40 psychisch am Ende, weil man eben die letzten 20 Jahre sein Privatleben nicht solide aufstellt hat.
Bei den Hausbesitzern, die ich kennengelernt habe, war die Freude über das eigene Haus relativ schnell verflogen. Man gewöhnt sich dran. Woran sich die Leute aber nicht gewöhnen wollen ist die Kreditrate. Die steht irgendwie über allem und dominiert bei jeglicher Ausgabe. Da kann man den Restaurantbesuch nicht mehr genießen. So stelle ich mir mein Leben sicherlich nicht vor.
Bei den Familienmenschen haben durchaus der Eine oder die Andere zugegeben, dass so ziemlich vieles unterschätzt wurde. Es ist sozial unerwünscht von Kindern als Belastung zu sprechen, es sind allerdings schon Menschen daran zerbrochen. Es gibt anonyme Studien, dass ein Viertel bis ein Drittel der Menschen es bereut, Kinder bekommen zu haben. Ab der Geburt kann man davon ausgehen, dass die Eltern die nächsten 15 Jahre wenig Freiheiten haben und die Freizeit sich zum großen Teil um den Nachwuchs dreht. In Kombination mit einem Haus fühlt sich das für viele wie ein Gefängnis an.
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