Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisiert US-Wirtschaftspolitik
Nobelpreisträger Joseph Stiglitz geißelt die gierigen Banker und kritisiert auch US-Präsident Barack Obamas Wirtschaftspolitik scharf.
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisiert
US-Wirtschaftspolitik
Hamburg, 15.04.2010 (ots) - Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat die Politik
von US-Präsident Barack Obama scharf kritisiert. In einem Interview in der
neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern sagt der
amerikanische Ökonom, der Präsident und seine Regierung würden bei der
Krisenbewältigung »Riesenfehler« machen und »viel zu kurzfristig« denken. »Man
hat sich für eine Politik des Durchwurstelns entschieden«, so Stiglitz. Konkret
rügt der Professor für Wirtschaftswissenschaft, dass das US-Konjunkturprogramm
im nächsten Jahr auslaufen werde, dabei sei die Wirtschaft noch »sehr, sehr
krank«.
Das Verhalten des US-Präsidenten gegenüber den Banken bezeichnet Stiglitz
als »naiv«. Es werde eine Art »Schein-Kapitalismus« praktiziert, »in dem die
Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert werden«. Obama würde den Kurs
seines Vorgängers Bush fortsetzen, nicht nur die Banken, sondern auch die Banker
und Aktionäre retten zu wollen. Nun würden mit den Rettungsgeldern Dividenden
und Milliardenboni gezahlt. Der US-Präsident sei bislang nicht härter
vorgegangen, weil er unter den Einfluss der Wall Street geraten sei: »Obama hat
die Stühle auf der Titanic nur geringfügig umgestellt.«
Manchmal scheine es so, sagt Stiglitz, als ob die USA »von den Banken
beherrscht« würden. Die Institute würden ihre Profite durch Spekulation machen,
dabei sollten sie Kredite vergeben und Risiken absichern. Ihren »eigentlichen
Aufgaben für eine Volkswirtschaft« kämen die Banken nicht nach. »Sie haben sich
vielmehr auf einen gigantischen Raubzug begeben«, so Stiglitz.
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