Ersteinmal tut es mir Leid, dass ich mich erst so spät melde; nicht jeder hat noch Semesterferien ;) und ich hatte den zwischendurch Thread verloren;
"Was ich noch gerne wissen würde ist, ob ich mit FiMa gewisse Vorteile bei jenen Quantjobs hätte, da ich ja im BWL Bereich nur Financevorlesungen habe, während in WiMa ja alles bunt gemischt ist."
Ich würde sagen, dass es keine Vorteile gibt, da du sowieso (falls dir Finance gefällt) im Master einige ordentliche Financevorlesungen haben wirst. Es ist auch tatsächlich so, dass die interessanten schwierigen Financevorlesungen nur im Master angeboten werden bzw. dadurch, dass man im Bachelor keine Wahlmöglichkeiten bei der BWL-Vertiefung hat, diese nicht belegen kann.
"Würdest du sagen, dass die von dir genannten Nachteile durch die Karrieremöglichkeiten ausgeglichen werden?"
Absolut! Die Karrieremöglichkeiten sind super, in Mannheim gibt es viele Recruiting Events, Workshops, Initiativen usw. Das ist imho sehr wichtig, da man als (Wirtschafts-)Mathematiker eher die soft skills braucht, hard skills hat man sowieso gegenüber BWL-Studenten. Wenn man solide Basisvorlesungen gehört hat, kann man sich in komplizierterer Theorie (falls später on the Job benötigt) einarbeiten.
"Und welche Uni könntest du noch empfehlen, wo Finance und Mathe gut verknüpft sind, oder ist das erst zB im Master in Quantitative Finance so?"
Es besteht immer die Möglichkeit, einen reinen Mathebachelor (mit nebenfach BWL oder Info) zu wählen und erst im Master sich auf quantitative finance zu spezialisieren.
Es gibt hierbei 2 Nachteile:
-
Sehr hohe Schwierigkeit und du wirst überrascht sein, wie wenig reine Mathematik im Job benötigt wird. Es ist eher die angewandte Stochastik und Numerik, die von Nutzen ist, keine Topologie, Funktionalanalysis, Differentialgeometrie etc.
- Du hast im Bachelor nahezu keine Financekenntnisse und hast es schwer Praktika zu finden bzw. musst dich sehr stark auf Interviews vorbereiten.
Die Verknüpfung kommt erst im Master, da man dort anspruchsvolle Finance-Vorlesungen hat. Die BWL-Bachelorvorlesungen sind sehr einfach im Gegensatz zu den Mathevorlesungen. Für Master: TUM oder im Ausland (kann man mit der Mannheim Brand sehr gut schaffen)
"Hättest du dich nochmal für Mannheim entschieden?"
Auf jeden Fall, klare Weiterempfehlung! Die Noten fallen auch nicht extrem schlecht aus, sodass man auch Chancen auf Stipendien sowie Auslandssemester oder Auslandsmaster hat. Top Karrieremöglichkeiten in Banking / Beratung; Stadt ist nicht zu groß aber auch nicht zu klein. Profs sind kompetent, Tutoren auch!
"Kann man die Kurse im Ausland im 5. Semester weitestgehend frei zusammenstellen und kann ich dann trotzdem im 6. Semester in Mannheim aus dem Bereich der wirtschaftsnahen Fächer wählen? Denn das würde das Problem mit der geringen Fächerauswahl ja etwas egalisieren."
Du musst im Ausland entweder Mathematik- oder Statistikvorlesungen hören, ansonsten werden diese nicht angerechnet. Falls du dir aber eine solide Uni im Ausland aussuchst (USA, Kanada, HK, Singapur...) wirst du genug Vorlesungen zur Auswahl haben. Im 6. Semester kannst du in Mannheim aus dem Bereich der wirtschaftsnahen Fächer wählen.
"Ok also ich habe nochmal etwas im Internet umgeschaut was WiMa angeht und hier wird auch immer wieder Ulm genannt. Hier gefallen mir vor allem der Studienablauf und die deutlich größeren Wahlmöglichkeiten. Weiß hier jemand, wie leicht sich ein Auslandssemester integrieren lässt? Irgendwie finde ich den Studiengang passender, aber persönlich habe ich nicht so Lust auf Ulm (ziemlich weit weg und drumherum ziemliche Provinz) und ich sehe Mannheim vorne bei Karrieremöglichkeiten, auch für den Fall wenn ich zB doch eher in einen BWL dominierten Job im Corporate Finance möchte, da könnte die Mannheim Brand ja helfen (auch extracurriculäres ist in MA super möglich, zB Investment Club oder Börsenverein). Die Versicherungsbranche, für die Ulm ja optimal sein soll, interessiert mich auch eher weniger, sondern eher Richtung Quant im Risk, Global Markets oder AM der Bank."
Ulm ist stark in Versicherungsmathematik, die hat man in Mannheim nicht. Ich kenne aber viele, die aus Ulm für dem Master nach Mannheim kommen, nie aber umgekehrt. Ulm ist außerdem international nicht bekannt. Risk und GM sind spannend. Go for it! AM wird sehr stark digitalisiert, es werden viele Plätze abgebaut und wirklich quantitative Hedgefonds für Quants gibt es in Deutschland nicht; Dann eher nach London :) Allgemein ist die Quantszene in Deutschland eher überschaubar; Man ist hier sehr risikoavers und auch sehr langsam, was die Digitalisierung angeht bzw. es gibt für Hedgefonds schlechte regulatorische Bedingungen in Deutschland. In Banking gibt es aber schon einige interessante und abwechslungsreiche Stellen. Während Risk eher Back Office ist, befindet man sich in GM schon im Front Office. Insgesamt hat man als Mannheimer Wirtschaftsmathematiker sehr gute Einstellungsmöglichkeiten.
"Ich denke ich möchte eine derartige Spezialisierung erst im Master vornehmen. Im Bachelor etwas breiter aufgestellt zu sein ist denke ich schon sinnvoll."
Würde ich dir auch empfehlen. Es gibt auch im Supply Chain Management, Forensic Services, Data Science oder quantitatives Marketing sehr spannende Aufgaben für Mathematiker! (Wobei ich auch den Banking Weg einschlage ;) )
"Ich habe auch häufig gelesen, dass die Mathe in Mannheim zu wenig sei, siehst du das auch so oder wird man in den von dir genannten bereichen stochastik finanzmathe numerik trotzdem ausreichend ausgebildet?"
Es ist für 90% der Jobs vollkommen ausreichend. Ich habe selbst mehrere quantitative Praktika und kann das aus Erfahrung sagen. Des Weiteren wirst du (wie nahezu jeder Mathematiker) auch einen Master drauflegen und dort auch noch ,,viel lernen. Ich würde mir an dieser Stelle nicht so viele Sorgen machen :)
Beste Grüße!
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