MBB Personal-Fit Teil: sagt dort wirklich jeder die Wahrheit?
Mich beschäftigt in letzter Zeit ein Thema ziemlich stark. Und zwar habe ich in einiger Zeit Vorstellungsgespräche bei McK und BCG. Ich bin recht fit was Case-Vorbereitung angeht, jedoch bereitet mir der Personal-Fit-Teil Probleme. Da werden ja im Ganzen die Aspekte Problem Solving, Entrepreneurial Drive, Impact und Leadership getestet. Die ersten beiden sind kein Problem, bei Entrepreneurial Drive, Impact und Leadership bin ich mir jedoch ziemlich unsicher.
Generell wird dort nach spezifischen Situationen im Team gefragt:
- wie man sich bei einem bestimmten Konflikt verhalten hat,
- wann und wo man die Initiative ergriffen hat,
- wann man etwas geschafft hat, was klar über den Erwartungen lag etc...
Kurz zu mir:
komme aus dem technischen Bereich und habe meinen Bachelor an einer deutschen Uni gemacht. Dort haben wir nahezu keine Teamprojekte oder -aufgaben gehabt, nur eine Projektarbeit zu dritt, und naja… diese hätte auch eine Person machen können, dort war jetzt keine besonders intensive Teamarbeit notwendig.
Ich engagierte mich neben der Uni als ehrenamtlicher Tutor sowie als Organisationsmitglied bei einem studentischen Verein (jedoch keine Führungsposition). Nebenbei 1 Jahr HiWi in der Forschung, ein Semester in der Lehre sowie ein halbjähriges Industriepraktikum bei einem namhaften Unternehmen.
Bei HiWi und Praktikum ist man ja bekanntermaßen oft der Wasserträger, daher gehört Leadership dort eher nicht hin. Enterpreneurial Drive würde ich das auch nicht nennen, ich habe meine Tätigkeiten dort meistens sorgfältig erledigt, jedoch hatte ich eigentlich nie die Möglichkeit, die Erwartungen wirklich zu übertreffen (zumindest kam es mir so vor, bei den Tätigkeiten war eher Routine als Kreativität gefragt). Zählt zu Drive generell Situationen, wo man Ehrgeiz und Beharrlichkeit zum Erreichen eigener, persönlicher Ziele trotz evtl. Rückschlägen zeigen musste?
Zu Impact liegen meine Stärken was Lernen und erreichen von Zielen nach Rückschlägen angeht (wenn jemand in der Klemme steckt oder einen Rückschlag erlitten hat, versuche ich ihn meist überzeugen weiterzumachen, indem ich eine ähnliche persönliche Story erzähle). Ich weiß nicht ob es ausreicht oder ob es wirklich im Teamarbeitskontext sein muss...
Die einzigen Situationen wo ich in einem Team war waren die Projektarbeit und die Tätigkeit im Verein, und dort hatte ich wie gesagt keine Führungsposition. Jedoch hatte ich vom offiziellen Teamleiter auch nicht den Eindruck, dass er wirklich die anderen versucht hat zu motivieren oder bei Fehlern zu kritisieren, bei den Meetings lauteten die Anweisungen eher "Hey, willst du vielleicht das und das machen?".
Meinen Master habe ich in den USA gemacht, dort gab es zahlreiche Assignments und Projekte in Teams. Ehrlich gesagt versuchte ich dort nicht "Leader" im klassischen Sinne zu sein, sondern mein Fokus lag darin, wirklich zu verstehen, worum es geht, was jeder macht, wie sich jeder verhält und in welche Richtung es geht/gehen wird. Darauf basierend stelle ich Fragen, wenn ich etwas nicht verstehe, spreche wenn ich der Meinung bin, dass mein Beitrag das Projekt auch nur ein wenig voranbringt, und versuche, meine Tätigkeiten bestmöglich zu erledigen. Ich habe oft Schuldgefühle weil ich, da ich versuche möglichst gut aufzupassen, eher wenig rede, und mir bei der Tätigkeitszuweisung meist etwas aussuche, wo ich mir sicher bin, es ordentlich erledigen zu können.
Mir fielen bei den Teams in den USA einige ein, die Initiative ergriffen (Agenda fürs Meeting erstellen, Ablaufplan vorschlagen etc.). Dort hatte ich zugegeben oft das Nachsehen, da ich mich am Anfang eher zurückhalte und erstmal einen Überblick über die Situation gewinne. Jedoch habe ich oft Schuldgefühle, dass ich weniger als die anderen mache, weil es mir so vorkommt, wenn das Organisatorische andere erledigen...
Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass ebenfalls keiner andere versucht zu motivieren oder bei Fehlern konstruktive Kritik ausübt. Ich hab dies bei mir auch gemerkt: habe einige Male (manchmal echt krasse) Fehler geleistet, die ich auch bemerkt und ausgebügelt habe. Trotzdem hat mich niemand offen kritisiert oder versucht, mir Tipps zu geben, wie ich das nächstes Mal besser machen kann. Jemand ist mitten im Team-Meeting für ein Projekt eingeschlafen (kein Witz!), trotzdem hat ihn niemand darauf offen angesprochen. Konflikte habe ich nie gespürt, auch unter Kameraden nicht, die werden immer vermieden (wird danach ja oft gefragt)...
Unterm Strich ist Leadership mein Manko. Jedoch habe ich oft gesehen, dass auch Leute ohne Führungspositionen in Organisationen im Studium etc. im Lebenslauf aufgenommen wurden. Ist es daher oft so, dass Bewerber ihre Storys im Interview ein Bisschen aufpolieren? Ich wurde ja eingeladen, das heißt mein CV hat schonmal auch ohne Leadership-Erfahrung überzeugt. Wie kann man aber mit überzeugenden Storys punkten, wenn nichts wirklich Weltbewegendes passiert ist und im realen Leben Konflikte, konstruktive Kritik usw. sowieso eher vermieden werden? Vor allem weiß man nicht, wie man bei Gegenfragen wie "und was hat er geantwortet?" überzeugend wirken kann, wenn es ein stinknormales "von mir aus machen wir es so", oder "mir egal, wie du meinst" war, wie es ja in den meisten Fällen auch ist...
- Könnt ihr idealerweise ein paar Beispielstorys nennen, die überzeugen würden beim Personal Fit Interview?
- Wie "weltbewegend" muss der Output sein?