Ich litt selbst jahrelang unter einer Art Sozialphobie und bin trotzdem Berater in einer T2-UB geworden (S&/OW/ATK/RB).
Dies zu überwinden hat jahrelange Selbstreflexion gebraucht. Es ist enorm wichtig, die Ursachen der Sozialphobie zu erkennen und zu isolieren, denn weder entsteht Sozialphobie aus dem Nichts noch ist sie genetisch veranlagt: oftmals sind Ursachen negative Erfahrungen aus der Vergangenheit.
In meiner Kindheit und Jugend hatte ich wenig bis keine Freunde und insbesondere im Abitur verbrachte ich fast den gesamten Tag mit Lernen. Somit "verlernte" ich meine sozialen Fähigkeiten und kam später bei meinen Kommilitonen als "verpeilt" und "sozial inkompetent" rüber, was wieder zur Einsamkeit führte (niemand möchte mit "sozial inkompetenten" Menschen zu tun haben, und "verpeilte" haben es insbesondere in Deutschland, dem Land der Effizienz, leider nicht leicht).
Ich hatte vor dem Studium noch nie einen "Nebenjob", "Sommerjob" etc. und nie im Team gearbeitet. In der Schule sowie im Studium lebte ich somit in meiner eigenen Blase, wo ich lernte Stoff unter Zeitdruck zu reproduzieren und vom Lob davon zu leben. Dann war es die Natur der Sache, dass ich bei meinen Praktika sowie meiner Bachelorarbeit auf die Nase fiel (2x Konzern, 1x KMU, 1x Forschungsinstitut). Sprich, ich fragte nie aktiv nach Arbeit nach, stellte keine Rückfragen und ging jede Art von Kommunikation möglichst aus dem Weg. Das ging meinen Betreuern dann auf die Nerven und ich wurde nicht für voll genommen, was wiederum einen Teufelszyklus verursachte (ich stellte noch weniger Fragen und wurde noch schüchterner).
Ich nutzte jedoch diese Erfahrungen zur Selbstreflexion und kalibrierte jedes mal, was ich bei meiner nächsten Station besser machen sollte. Ich wurde mit der Zeit resilienter und abgeklärter. Mir hat es damals enorm geholfen, aktiv nach Situationen zu suchen wo ich aus meiner Komfortzone raus musste (Master in Nordamerika, Einstieg in eine T3-UB).
Ja, der Weg war sehr steinig und ich wies über Jahre Symptome einer Depression auf. Jedoch wollte ich auf Biegen und Brechen zu einer großen und bekannten UB, einfach um es allen zu zeigen. Ich behielt diesen Wunsch immer im Hinterkopf, und erinnerte mich in den dunkelsten Momenten selbst daran, wofür ich alles mache.
TE: stelle dir nicht die Frage, welchen Job du dir suchen solltest, der ZU DIR PASST, sondern lege deinen Berufswunsch unabhängig deiner derzeitigen Fähigkeiten fest. Dann sollst du dir einen Transformationsplan aufbauen, wie du dir die dazu nötigen Fähigkeiten aneignest. Das ist der sogenannte "Growth-Mindset" (gegensätzlich zum "Fixed-Mindset", google mal beide Begriffe und setze dich damit auseinander), hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Vorweg: es wird ein mühsamer und steiniger Weg (Wachstum tut weh!), du wirst in vielen Situationen als sozial inkompetent rüberkommen, Menschen werden dich auslachen. Jedoch ist das Gefühl, am Ende die Transformation erreicht zu haben, unbezahlbar.
Viel Erfolg!
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