Hier haut halt leider die Angestellten-Mentalität durch von jemandem, der entweder noch nie Selbstständig war bzw. ein Unternehmen gegründet hat oder jemand der eine Kanzlei noch nie von innen gesehen hat (ich meins nicht böse ;D ).
Frage: Was verkaufen wir in der (mittelständischen) Steuerberatung? Beratung? FiBu? Nah? Kommst drauf?
Wir verkaufen in erster Linie Bequemlichkeit und Sicherheit. Nicht mehr und nicht weniger.
Weil der 08/15-Unternehmer sein Unternehmen führen will, sein Produkt oder was auch immer verkaufen möchte, und sich eben nicht mit der Buchhaltung und dem ganzen Zeug beschäftigen will, aber gesetzlich MUSS.
Erklär mir bitte, wie du deine Buchhaltung vollautomatisieren willst.
Solange keine Buchung ohne Beleg gilt und du die MwSt ziehen willst, musst du deine Buchhaltung in einer ganz bestimmten Form haben. Klar funktionieren Dinge wie z.B. Unternehmen Online von Datev immer besser, aber es muss immer irgend jemand den Beleg hochladen/kontieren/abgleichen.
Jetzt kann 1) der Unternehmer das selbst machen, 2) Er stellt jemanden dafür ein, der die Buchführung intern schon vorbereitet oder 3) er gibt es dem Steuerberater. So oder so.
Und vergessen wir nicht die ganzen steuerlichen Regelungen, wie innergemeinschaftlicher Erwerb, §13b UStG, usw. die man bei seiner Buchhaltung berücksichtigen muss.
In mittelständischen Kanzleien entfällt 90+% der Tätigkeit auf Gründungsbegleitung, FiBu und Jahresabschluss, Steuererklärungen und Prüfung der Steuerbescheide sowie Korrespondenz mit dem Finanzamt.
Könntest theoretisch auch alles selber machen, aber - hoffe du hast es noch nicht vergessen, wir verkaufen Bequemlichkeit und Sicherheit ;)
Da wird sich auch in 20 Jahren nichts daran ändern.
PS: Ja, intern werden die Prozesse besser/schneller und wir können über digitale Schnittstellen usw. mehr Mandate abarbeiten, unsere Rechnungen werden deshalb aber nicht niedriger ;D
WiWi Gast schrieb am 17.06.2022:
Das größte Problem für die Berufsgruppe wird aber tatsächlich die Digitalisierung sein, auch wenn das viele nicht hören wollen. Steuerberater oder WP bei den Big4 werden natürlich nicht aussterben, aber die kleinen Kanzleien werden es dann doch auf mittelfristige Sicht (20 Jahre) eher schwer haben, da viele Routinetätigkeiten wegfallen. Daher wird der Anteil der Selbständigen auf mittelfristige Sicht eher deutlich weniger werden. Aber abgesehen davon natürlich trotzdem ein sehr cooler und spannender Beruf.
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