Ich bin Schöffe in der Periode 2019-2023 und kann da gerne Infos geben:
Extrem spannendes Ehrenamt, weil man in Strafsachen mit Themen und Menschen in Berührung kommt, die wirklich außerhalb der eigenen "Bubble" stattfinden. Je nach Straftat, kann das aber auch eine Belastung sein, da man ungefiltert auch Dinge zu sehen bekommt, die man vielleicht nicht so einfach wegsteckt.
Bzgl. Zeitaufwand kommt es darauf an, ob du als Hauptschöffe oder als Ersatzschöffe ausgelost wirst. Ersatzschöffen kommen nur zum Zuge, wenn der Hauptschöffe ausfällt. Und die Anfrage kann tlw. seeeehr kurzfristig ausfallen. Hauptschöffe zu sein macht es ein wenig planbarer, da man die möglichen Verhandlungstermine schon Monate im voraus erhält. Ob die Verhandlungen zu stande kommen, weiss man erst 7-14 Tage vorher.
Des Weiteren kommt es auf das Verfahren an. Komplizierte Wirtschaftsstrafsachen an Landgerichten benötigen oftmals mehr Verhandlungstage als ein gewöhnlicher Diebstahl am Amtsgericht. Möglicherweise werde aber auch mehrere Verfahren an einem Tag absolviert. Das kann schon variieren.
Der Albtraum eines jeden Arbeitgebers wäre es bspw., wenn man als Schöffe im Wirecard Prozess teilnehmen müsste ;-) Hier gibt es kein Entrinnen: er muss dich freistellen.
Komplizierter wird es u.U. wenn es ums Geld geht. Hier gibt es nur max. 29 EUR / h Verdienstausfallentschädigung + Fahrtgeld + Zeitversäumnis 7 EUR / h.
Wenn dein Arbeitgeber dir komisch kommen möchte, dann stellt er dich nur unbezahlt frei. Das kann somit auch für dich nach hinten losgehen, wenn dein umgerechneter Stundenlohn bei deinem Arbeitgeber höher ausfallen würde, als die Entschädigung bei Gericht. Am besten also den Deal mit AG aushandeln dich bezahlt freistellen zu lassen und die Entschädigung an den AG abzutreten.
Als Schöffe darf dir per se kein Nachteil durch dein Fehlen entstehen. Steht so im Gesetz aber in der Praxis kann das natürlich anders aussehen. Daher solltest du frühzeitig deinen AG einbinden und über dieses Ehrenamt informieren, sobald du die Mitteilung hast, dass du ausgelost wurdest.
WiWi Gast schrieb am 25.01.2023:
Hallo,
ich habe mir überlegt mich für die nächsten Schöffenperiode ab 2024 zu bewerben, da ich das Ehrenamt sehr interessant finde und es eine super Möglichkeit ist aus der Wiwi-Bubble zu kommen.
Allerdings schreckt es mich ab, dass ich dadurch Nachteile im Job haben könnte. Im Internet finde ich sehr unterschiedliche Angaben zum Zeitaufwand. Kann hier jemand mehr berichten?
Habt ihr in eurem Unternehmen deswegen Probleme bekommen?
Wäre toll wenn jemand aus der Praxis berichten könnte
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