Anwesenheitskultur
Nabend zusammen,
ich Frage mich aktuell, herrscht eigentlich auch bei euch im Unternehmen so eine extreme Anwesenheitskultur?
Ich arbeite in der IT, mittlerweile schon im dritten Großkonzern und es ist…aus meiner Sicht extrem rückständig hier in Deutschland.
Ich verstehe nicht warum ich jeden Tag meinen Fleischklumpen umgeben von 1,5 Tonnen Stahl über 90 KM hin und zurück fahren muss. Das kostet jeden Tag nicht nur 2 Stunden meiner Zeit, sondern auch Geld, stößt unnötig Schadstoffe aus und verstopft die Autobahn, die ohnehin schon viel zu voll ist. Was soll der Zirkus? Ich bin innerhalb von 5 Sekunden per VPN mit dem Firmennetz verbunden, könnte ausschlafen und Frühsport machen anstatt im Auto zu sitzen, wann ist man wohl produktiver? Wozu haben wir die Technologie? Die paar Meetings, dessen Notwendigkeit ich jetzt mal nicht thematisiere, gehen auch per Skype.
Und dennoch kommen alle von uns von überall her um…sich dann wieder vor einen Bildschirm zu setzen…das macht überhaupt keinen Sinn. Der eine braucht etwas länger, der andere hats etwas kürzer, aber am Ende kostet uns das alle extrem viel unserer kostbaren Zeit, unseres Geldes und ist überhaupt nicht Nachhaltig.
Dabei schreit die Politik aktuell auf wegen Schadstoffen, verhängt Fahrverbote für uns alle!
- Die Firmen schreiben sich alle nur toll Nachhaltigkeit auf die Fahne, aber das jeder von uns, zugegebenermaßen extremst ineffizient per Auto zur Arbeit fährt, merkt keiner?
- Mit steigender Digitalisierung(passenderweise arbeite ich auch in diesem Bereich) sollte uns die Arbeit doch erleichtert werden, oder nicht?
- Was machen wir mit der gesteigerten Produktivität?
- Arbeiten wir dann endlich weniger, nachhaltiger, intelligenter, gesünder?
Nein…tun wir nicht, wir arbeiten noch mehr, da wir jetzt noch mehr in noch weniger Zeit schaffen. Und wir fahren genauso ins Büro wie 1970 auch, nur alleine im 3 Tonnen SUV anstatt im 700 Kg Polo.
Jetzt mögen viele einfach vorschlagen, zieh doch näher an die Arbeit, such dir eine neue Stelle wo du mit Fahrrad hinfahren kannst.
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Ich arbeite in der Chemie, rund um den Chemiepark ist nix, und wenn, ist es nicht dort wo ich leben möchte.
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Gute Firmen in Fahrrad-Reichweite gibt es hier einfach nicht. Der ÖPNV ist dermaßen schlecht angebunden und unzuverlässig…keine Option…und das mitten im Ruhrgebiet.
- Ich kenne nur eine Person die 5 Km mit dem Rad zur Arbeit fährt, die arbeitet aber dafür auch in einer Werbeagentur in Düsseldorf und verdient so gut wie nix.
Meine Anfrage beim Chef wenigstens 1 Tag die Woche Home Office machen zu dürfen wurde nur unverständnisvoll abgelehnt, zu wichtig sind die zwischenmenschlichen Beziehungen im Office.
Ich war mal für 3 Monate in Texas, bei einer Gastfamilie. Die Eltern meines Austauschkollegen arbeiteten bei IBM und Ford. Beide 90% Home Office…kein Problem.
Was ist los mit diesem Land bzw. unseren Arbeitgebern? Ist es bei euch etwa auch so?
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