Viel wichtiger als Ehrenamt ist und bleibt leider der richtige Stallgeruch. War selbst mal bei einem Auswahlseminar und kannte mehrere mit Stipendien. Ausnahmslos alle, die ich kannte, und genommen wurden, waren aus der ober oder oberen mittelschicht.
Beim Auswahlseminar gab es zwei Gespräche mit Interviewern, beides Profs, einer Fachnah einer Fachfremd. Der Fachnahe (Physik) hatte mich garantiert schlecht bewertet, weil ich meinte, wir könnten heute unmöglich sicher sagen, ob Quantenmechanik wirklich die finale Theorie ist oder sich als unvollständig heraus stellt, sowie es die klassische Mechanik zur Relativitätstheorie ist. Solche Aussagen fand er gar nicht gut und warf mir Inkompetenz vor. Und das war nicht gestellt, sondern er war wirklich angefressen. Damit hatte sich das Stipendium für mich auch erledingt, denn wenn einer der Interviewpartner dicht schlecht bewertet, hast du kaum noch Chancen genommen zu werden.
Der zweite Interviewer machte mir indirekt zum Vorwurf, dass ich noch nie im Ausland gewesen war und desshalb nicht Weltoffen wäre. Auch das war ernst gemeint. Wäre ja gerne mal weggekommen, aber ich komme aus einem Hartz 4 Haushalt, und da war nichts mit Urlaub. Dafür hatte er kein Verständnis. Selbst schien er aus besserem Elternhaus zu sein und hatte was für Kunstgeschichte übrig. Wieso ich dann dazu noch Fragen gestellt bekam, obwohl ich absolut nichts in diese Richtung in meiner Bewerbung stehen hatte. Konnte natürlich keine Fragen beantworten, und er meinte, auch und das war sicher auch ernsthaft gemeint, das würde zur Allgemeinbildung gehören.
Kurz um, ob du am Ende genommen wirst, hängt vermutlich deutlich mehr davon ab welche Interviewpartner du erwischt, also ob du nun ein oder zwei Ehrenämter hattest.
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